Dieser Grundsatz des Schachtrainings ist nur umzusetzen, wenn Sie Ihre Fehler kennen. Je genauer das der Fall ist, desto besser. Grundlage dafür ist, dass Sie Ihre eigenen Partien stets gründlich und zeitnah unter die Lupe nehmen.
Ziel einer sorgfältigen Analyse ist es, in einem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Das ist ohne computertechnische Unterstützung nicht möglich.
Dabei gilt es die konkreten taktischen und strategischen Möglichkeiten zu beleuchten, die sich innerhalb der Partie ergeben haben oder ergeben hätten können.
Es gilt zu vergleichen, zwischen den tatsächlichen objektiven Gegebenheiten auf dem Brett und dem, was Sie während der Partie gesehen und gerechnet haben.
Versuchen Sie, motivtheoretische und rechentechnische Defizite zu benennen und zu verbessern.
Eine der wichtigsten partieanalytischen Punkte ist das Erkennen jener entscheidenden Situationen, die konkret zum Partieergebnis geführt haben, also warum Sie eigentlich gewonnen, verloren oder remisiert haben.
Diese kritischen Punkte einer Partie sind sehr wichtig für Ihr weiteres Vorgehen beim Training.
Grundsätzlich gilt, je besser Sie spielen, desto strenger sollten Sie sein.
Es gilt aber auch: war jeder Zug ein Fehler, sind Sie zu rigoros, war alles richtig, zu locker.
Genauer ist tendenziell besser. In der Praxis spielt aber vor allem der Zeitfaktor eine wichtige Rolle.
Ebenso ist es naheliegend, dass Trainingsziele und Spielstärke die Analysegenauigkeit beeinflussen. Es kann sogar sein, dass es sinnvoll ist, von Partie zu Partie verschiedene Maßstäbe anzulegen.
Haben Sie ganz wenig Zeit, macht es Sinn, sich nur mit den wichtigsten Punkten in der Partie zu beschäftigen.
Analysen mit Schachprogrammen am PC sind hilfreich und bieten eine gute Grundlage für die Beurteilung einer Partie.
Dennoch beschreibt die nüchterne mathematische Bewertung den Spielverlauf in der Regel nur ungenau.
Außen vor bleiben dabei etwa Betrachtungen aus mentalem und sportlichem Blickwinkel.
Dazu gehört auch, ob Sie vor dem Spiel viel Stress hatten oder zu Partiebeginn schon übermüdet waren. Bei Mannschaftskämpfen könnten Sie durch die Resultate auf den Nachbarbrettern unter Druck geraten sein.
Automatische Analysen liefern viele Varianten, aber kaum brauchbare Erklärungen.
Zudem liefern verschiedene Engines oft auch verschiedene Beurteilungen, die zum Teil erheblich voneinander abweichen können.
Eine Decisionaufgabe ist ein Beispiel, bei dem Sie sich für oder gegen einen Zug entscheiden müssen, so wie es in Partien immer wieder vorkommt.
Weiß hat das Läuferpaar und steht wesentlich aktiver. Zudem hängt der Bauer auf c4.
Ist das Qualitätsopfer 1.Txe6 Gewinn bringend?
Ja, 1.Txe6 gewinnt.
Die Annahme des Opfers mit 1. ... fxe6 verliert nach 2.Dxe6+ völlig chancenlos und auf 1. ... Dc8 ist 2.Ld7 möglich. 1-0 nach Dxd7 3.Txg6+ hxg6 4.Dxd7.
Eine weitere analytische Decisionaufgabe zum Thema richtige Angriffsfortsetzung.
Bei diesem Beispiel sind gute motivtheoretische Kenntnisse gefragt.
Der Anziehende hat einen Turm weniger, aber mehrere taktische Möglichkeiten.
Soll Weiß 1.Dxb5 spielen oder 1.Dxd8+?
1.Dxb5 mit ausgeglichener Stellung.
Das naheliegende 1.Dxd8+ verliert nach 1. ... Txd8 2.e7+ durch das überraschende Zwischenstellen des Turmes mit 2. ... Td5 3.Lxd5 Kh8.