Wenn nur mehr wenige Figuren am Brett sind.
Das Endspiel unterscheidet sich von Eröffnung und Mittelspiel vor allem dadurch, dass ernsthafte Mattdrohungen nur selten vorkommen, sodass andere Ziele wie etwa die Schaffung und Verwertung eines Freibauern in den Vordergrund rücken.
Die geringen Mattgefahren ermöglichen, ja erfordern sogar die aktive Teilnahme der Könige am Spielgeschehen.
Während es am Partieanfang und in der Mittelspielphase meist mehrere gleich starke Fortsetzungen gibt, liegen Gewinn, Remis und Verlust im Endspiel knapper beisammen. Deshalb ist in vielen Fällen genaueres Spiel erforderlich.
Aufgrund der manchmal größeren notwendigen Rechentiefe und des dadurch erhöhten Variantensplittings ist es wichtig, sich nicht im Variantenlabyrinth zu verirren.
Oft ist es auch schwierig, die Konzentrationsfähigkeit während der gesamten Partie auf einem gleich hohen Level zu halten. Dadurch lauern im Endspiel zusätzliche Gefahren, es können sich aber auch unerwartete Möglichkeiten ergeben.
Sattelfestigkeit im Endspiel wirkt sich nicht nur direkt aus, sondern kann auch bei der Wahl des richtigen Plans schon in der Eröffnung oder im Mittelspiel hilfreich sein.
Ebenso fällt die Verwertung eines positionellen oder materiellen Vorteils mit guter Endspieltechnik leichter.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die geschickte Abwicklung ins Endspiel sowohl als Gewinn- als auch als Verteidigungsmethode.
Eine gute Methode Endspiel zu trainieren ist, sich die Bedeutung kleiner Veränderungen in der Stellung zu überlegen.
Dazu gehört beispielsweise, wie das Spiel ausgehen würde, wenn die andere Seite am Zug wäre, der Bauer eine Reihe weiter hinten stehen würde, man die Stellung um eine Linie in irgendeine Richtung verschieben würde oder statt eines Läufers ein Springer am Brett wäre.
Um im Endspiel erfolgreich bestehen zu können, macht es Sinn, eine je nach Spielstärke verschieden große Anzahl von Stellungen zu kennen, die man mit einem einzigen Blick sofort richtig beurteilen kann ("Wissen"). So gelingt rasch die richtige Einschätzung der Lage.
Ebenso wichtig ist aber auch das Verständnis für die in diesen Stellungen zum Ziel führenden Verfahren ("Werkzeuge").
Je besser man solche Stellungen und Verfahren kennt, desto wahrscheinlicher ist es schwierige Situationen im Endspiel gut zu meistern.
Die wichtigsten Stellungen und Verfahren lassen sich recht rasch erlernen.
Bauernendspiele sind statistisch gesehen eher selten, spielen aber trotzdem eine wichtige Rolle.
Die richtige Beurteilung von Bauernendspielen ermöglicht es Ihnen nämlich, in allen anderen Endspielen durch die Androhung von Abtausch gegnerische Figuren von aktiven Feldern zu vertreiben.
Tatsächlich zum Bauerendspiel kommt es nur, wenn die letzte gegnerische Figur sich nicht vertreiben lässt. Das ist ein häufig vorkommendes Motiv im Endspiel.
Ganz allgemein stehen Turmendspiele in der Häufigkeit an erster Stelle. Sie zu trainieren, ist für die allermeisten Spieler und Spielerinnen deshalb sinnvoller als etwa das sehr beliebte, aber praktisch nie vorkommende Mattsetzen mit Läufer und Springer.
Die richtige Intensität des Endspieltrainings hängt von verschiedenen Parametern ab, nicht zuletzt auch von der Spielanlage, wie man an Eröffnungen mit raschem Damentausch leicht sehen kann.
Wie Endspielprobleme erfolgreich zu lösen sind, zeigt das folgende typische Beispiel:
Weiß möchte mit seinem König den gegnerischen Bauern erobern und den eigenen zur Dame führen.
Würde der weiße König sich geradlinig über d7, e7, f7 und g7 dem Bauern auf h7 nähern, käme der schwarze König rechtzeitig nach f7 und würde den weißen König einsperren, der nun keine Möglichkeit mehr hätte, den eigenen Bauern zu verwandeln.
Diese Remis-Stellung mit Randbauer und eingesperrtem König zu kennen ist entscheidend ("Wissen").
Ebenso entscheidend ist aber auch die Kenntnis des Verfahrens ("Werkzeug"), das zur Lösung führt. Der richtige Weg nach h7 ist über d6, e5, f6 und g7.
Durch die Nutzung der diagonalen Felder wird dem gegnerischen König mit einem Bodycheck der Weg versperrt, sodass er dadurch nicht mehr rechtzeitig nach f7 kommt.
Taktische und strategische Motivtheorie spielen auch in Endspielen eine wichtige Rolle.
In einem gleichfarbigen Läuferendspiel mit nur mehr wenigen Steinen auf dem Brett hat Schwarz zwei Mehrbauern auf dem Königsflügel, die noch dazu verbundene Freibauern sind.
Reicht dieser Vorteil zum Gewinn oder kann Weiß die Partie noch remis halten?
Weiß hält remis, aber nur mit 1.Lh6.
Nach 1. ... Kf7 (oder 1. ... gxh6) 2.Lxg7 Kxg7 kann Schwarz trotz Freibauer(n) und Mehrläufer nicht gewinnen, weil der weiße König von den Feldern g2 und h1 nicht vertrieben werden kann. Wäre Schwarz am Zug, würde 1. ... Kf7 zum Gewinn führen.
Ein Endspielrätsel, bei dem erneut Ihr Wissen und der richtige Umgang mit Werkzeugen gefragt ist.
In einer Studie oder einer studienartigen Stellung wird die Frage nach dem Weg zum Gewinn oder zum Remis gestellt.
Eine der außergewöhnlichsten Endspielstudien, deren Motive aus einer praktischen Partie stammen.